Auf die richtige Zahnpflege kommt es an

Laut der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung ist Karies in Deutschland die Volkskrankheit Nummer eins. Dabei ließe sie sich durch konsequente Vorbeugung weitgehend vermeiden.
Fast jeder kennt Karies (lat. caries = Fäulnis, Morschheit) aus eigener Erfahrung. Weltweit gibt es keine vergleichbar häufige infektiöse Zahnerkrankung. Doch wer auf eine zahngesunde Ernährung, eine sorgfältige Mundhygiene und regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt achtet, hat gute Chancen, seine Zähne bis ins hohe Alter gesund zu erhalten.

WIE KARIES ENTSTEHT
Um 1800 v. Chr. gab es bereits eine erste Theorie zur Entstehung von Karies. Für die unschönen braunen Stellen an den Zähnen machte man kurzerhand einen Zahnwurm verantwortlich. Inzwischen weiß man es besser: Karies entsteht, wenn Säuren die Zahnoberfläche angreifen. Produziert werden diese von Bakterien. Von den mehr als 500 verschiedene Bakterienarten, die unsere Mundhöhle bevölkern, sind jedoch nur sehr wenige an der Kariesentstehung beteiligt, allen voran Streptococcus mutans. Die Karies-Bakterien siedeln sich auf der Oberfläche unserer Zähne an und bilden dort aus ihren Stoffwechselprodukten, Nahrungsresten und Bestandteilen des Speichels einen zähen weißlichen Belag, der fest an der Zahnoberfläche haftet und auch als Plaque oder Biofilm bezeichnet wird. Wird der Belag nicht regelmäßig entfernt, können sich die Karies-Bakterien rasant vermehren und die Gesundheit unserer Zähne gefährden. Denn sie verdauen Zucker und Kohlenhydrate aus der Nahrung. Die Säure, die dabei entsteht, löst die in der Zahnhartsubstanz vorhandenen Mineralien aus der Zahnoberfläche heraus.

DER SCHMERZ KOMMT SPÄTER
Die säurebedingte Entkalkung zeigt sich als weiße Flecken auf dem Zahnschmelz. Es handelt sich dabei um eine Kariesvorstufe. Der Schmelz, eigentlich die härteste Substanz unseres Körpers, ist nicht mehr intakt. In diesem Stadium besteht noch die Möglichkeit, den Schmelz durch eine Fluoridbehandlung zu remineralisieren. Schmerzen treten meist erst dann auf, wenn die Karies das unter dem Zahnschmelz liegende Zahnbein (Dentin) erreicht hat. Denn anders als der Zahnschmelz ist das Dentin von kleinen Kanälchen durchzogen, in denen sich Ausläufer von schmerzempfindlichen Nervenfasern finden. Da das Dentin weicher ist als der Zahnschmelz, kann sich die Karies hier rasch ausbreiten und ein Loch in den Zahn fressen. Deshalb ist bei Schmerzen immer ein Besuch beim Zahnarzt angesagt. Denn dieser muss den betroffenen Bereich nun mit dem Bohrer oder einem Gel entfernen, reinigen und ihn anschließend mit einer Füllung wieder verschließen. Das hindert die Bakterien daran, sich bis zum innersten Teil des Zahns vorzuarbeiten, wo das Zahnmark, auch Pulpa genannt, liegt. Hier befindet sich der Hauptteil des Nervengewebes, zusammen mit Bindegewebe und Blutgefäßen. Umgangssprachlich wird dieser Bereich als „Nerv“ bezeichnet. Dieser kann sich durch eindringende Karies-Bakterien entzünden, was meist sehr schmerzhaft ist. In vielen Fällen lässt sich der Zahn dann nur noch durch eine Wurzelbehandlung retten.

DIE RICHTIGE PUTZTECHNIK
Um Kariesbakterien den Nährboden zu entziehen, empfehlen Experten, die Zähne zweimal am Tag zwei Minuten lang mit einer fluoridhaltigen Zahncreme zu putzen. Ein zusätzlicher Putzgang ist vor allem nach klebrigen und süßen Zwischenmahlzeiten ratsam. Einige Experten empfehlen, nach säurehaltigem Essen und Trinken mit dem Zähneputzen mindestens eine halbe Stunde zu warten. Außerdem ist es wichtig, die richtige Putztechnik anzuwenden. Denn wer seine Zähne mit starkem Druck schrubbt, läuft Gefahr, den Zahnschmelz zu schädigen. Besser ist es, die Borsten sanft gegen die Zähne zu drücken, um dann Speisereste und Beläge mit kleinen, rüttelnden Bewegungen zu lösen und anschließend mit einer wischenden Bewegung vom Zahnfleisch ausgehend in Richtung Kaufläche, also von Rot nach Weiß, zu entfernen. Es empfiehlt sich dabei, mit System vorzugehen und ganz bewusst jeden Zahn rundherum zu reinigen.

DIE RICHTIGE BÜRSTE
Die Zahnbürste sollte etwa alle zwei Monate gegen eine neue ausgetauscht werden. Zahnärzte raten zur Wahl einer mittelharten Bürste mit kleinem Kopf und abgerundeten Borsten aus Kunststoff. Für die Entfernung des Zahnbelags lassen sich sowohl Handzahnbürsten als auch elektrisch angetriebene Bürsten verwenden. In Studien konnte mit der  elektrisch angetriebenen -Variante mehr Plaque entfernt werden als mit Handzahnbürsten.

UND DIE ZWISCHENRÄUME?
Die Beweislage für die Wirksamkeit der einmal täglichen Anwendung von Zahnseide oder Interdentalbürsten ist zwar bislang dünn. In Deutschland sehen die Experten dennoch keinen Grund, darauf zu verzichten. Denn mit ihnen lässt sich die gefährliche Plaque in den Zahnzwischenräumen besser entfernen als mit der Zahnbürste, die lediglich 70 Prozent der Zahnoberfläche erreicht. Dort, wo zwischen den Zähnen genug Platz ist, raten Zahnärzte allerdings inzwischen eher zu Interdentalbürsten. Bei engen Zwischenräumen ist Zahnseide nach wie vor die beste Lösung.

TIPP

Wenn die Versicherung fehlt

  • Unter www.zahn.de findet sich ein umfassendes Informations- und Beratungsangebot der Bayerischen Landeszahnärztekammer rund um die Mundgesundheit mit Patiententelefon.
  • Hilfswerk Zahnmedizin Bayern e.V.: www.hilfswerk-zahnmedizin-bayern.de. Patienten ohne Versicherungsschutz erhalten hier kostenfreie zahnmedizinische Hilfe – egal, aus welchen Gründen der Versicherungsschutz fehlt. Ob Arme, Obdachlose, Migranten und deren Kinder, sie alle werden von ehrenamtlich tätigen Zahnärzten
    behandelt. Das HZB wurde 2011 unter der Schirmherrschaft der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK) gegründet.

Auch Babys Zähne brauchen Schutz

Milchzähne haben einen weichen, noch nicht vollständig ausgereiften Zahnschmelz, und auch die Muttermilch enthält Laktose, also Milchzucker, der Kariesverursachen kann. Deshalb sollten Eltern bei ihrem Baby mit der regelmäßigen Zahnpflege beginnen, sobald der erste Milchzahn durchbricht, etwa ab dem sechsten Lebensmonat. Mit einem Wattestäbchen oder einer weichen Kinderzahnbürste und einer höchstens erbengroßen Menge Kinderzahnpasta werden die Milchzähne einmal täglich von Belag befreit. Zu glauben, die Milchzähne seien nicht so wichtig, da sie sowieso ausfallen, ist ein Trugschluss. Denn schon im Milchzahn-Alter werden die Grundlagen für ein gesundes Erwachsenengebiss geschaffen.

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